von DL7AWL
Das Gerät arbeitet tadellos auf 20 m und bringt auch dort noch (fast) die volle Sendeleistung. Es macht schon Spaß, mit ein bißchen Draht ganz komfortabel z.B. mit Spanien zu "telefonieren"! Gleiches gilt für den Empfang; ein subjektiver Vergleich mit einem FT-890 ergab - wie auch auf anderen Bändern - etwa gleiche Empfänger-Qualität. Jedenfalls tagsüber.
ABER: Beim Empfang auf 20 m in den Abendstunden - insbesondere an Mehrbandantennen - offenbart das SEG 15 D gnadenlos eine seiner größten Schwächen: Starke Rundfunksender aus dem Bereich ab 7,1 MHz schlagen durch. Insbesondere im oberen Teil des 20-m-Bandes ist an manchen Stellen ein heftiges Brodeln und Signalgemisch vieler Sender hörbar. Das Problem kann zwar durch geeignete Maßnahmen (s.u.) bekämpft werden, ist aber prinzipieller Natur, wegen des "scheunentorbreiten" SEG-15- Empfängerkonzepts ohne jede Vorselektion (diese "Sünde" wurde denn auch beim SEG 100 D ausgebügelt, so daß dort nach 14-MHz-Modifikation solche Probleme unbekannt sind). Tagsüber treten die Probleme nicht auf.
Warum und durch welche Mischvorgänge und Produktbildungen im Detail die Rundfunkstörungen ausgerechnet in den 14-MHz-Bereich fallen, habe ich trotz vieler Rechnerei noch nicht herausgefunden. Den naheliegenden Gedanken, daß die Störsender halt einfach auf dem Doppelten ihrer eigentlichen Frequenz zu hören sind (Bildung von Harmonischen) konnte ich nicht bestätigt finden, auch könnte damit nicht das "Übereinander" verschiedener Störsignale erklärt werden. Die Verhältnisse dürften wesentlich komplizierter sein. Wer durchschaut sie? Andere Empfangsbereiche sind nach meinem Eindruck nicht betroffen. In diesem Zusammenhang muß man natürlich auch bedenken, daß das SEG 15 von Haus aus gar nicht für 14 MHz ausgelegt ist.
Um zu prüfen, ob ein empfangenes Signal "parasitärer" Natur ist oder wirklich dahin gehört, genügen während des Empfanges einige Kurbeldrehungen am Variometer: Die Störungen haben ihr Maximum an einer deutlich anderen Stelle als der "echte" 20-m-Abstimmpunkt. Die Variometerstellung, bei der die Störungen am lautesten sind, entspricht etwa dem oberen Ende des 40-m-Bandes (wen wundert's, denn aus etwa diesem Frequenzbereich kommen ja die Störungen, wie ich durch viele Versuche ermitteln konnte).
Weniger deutlich tritt das Problem bei Behelfsantennen zutage (für die das SEG 15 ja auch hauptsächlich ausgelegt ist). Meine hochhängende FD 4 jedenfalls bietet in den Abendstunden eindeutig zuviel "Radiomüll" an und überfordert den SEG-15-Empfänger auf 20 m.
Bei einer (Lang)Drahtantenne kann eine lose Ankopplung über einige Picofarad (=Hochpaß!) das Problem stark reduzieren, im übrigen wird dadurch oft auch eine bessere Anpaßbarkeit erreicht. Wenn keine genügend spannungsfesten Kondensatoren zur Verfügung stehen, kann man sich mit Koaxkabelabschnitten behelfen (z.B. RG 58, RG 174 oder RG 213 = ca. 1pf/cm).
Eine selektivere (Monoband-)Antenne kann die Störungen ebenfalls besser aussperren. Mit einer hochselektiven Antenne wie z.B. einer Magnetic Loop sind die Störungen - erwartungsgemäß - völlig verschwunden. (Zur Verwendung einer Magnetic Loop am SEG 15 bitte auch die Handhabungstips beachten!)
Im Prinzip sollte es möglich sein, im Empfangs-Signalweg einen simplen Sperrkreis mit einer Mittenfrequenz von ca. 7,2 MHz vorzusehen, der über ein Kleinstrelais oder Schaltdioden nur dann aktiviert wird, wenn eine Frequenz im "neuen" Erweiterungsbereich eingestellt ist. Damit dürfte der Spuk vorbei sein.
Wenn ich eine solche Lösung realisiert habe und sie sich als erfolgreich erweist, werde ich darüber "nachbausicher" berichten.